Forschung
Forschungsthema „Kriegsdiskurse und Kriegsrhetorik“
Seit der Zeit der sog. Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahre gab es so gut wie kein politolinguistisches Forschungsinteresse an Kriegsdiskursen. So traf die russische Invasion in die Ukraine die Forschung – nicht nur in der Politolinguistik – nahezu unvorbereitet. Das Projekt hat zum Ziel, diesbezügliche Defizite abzubauen. Das gilt u. a. für kriegsbezogene Argumentationsmuster (Topoi), Medienformate, Textsorten und Begriffsnetze (Frames).
Da seit der antiken Rhetorik fast ausschließlich Reden unmittelbar Kriegsbeteiligter Beachtung gefunden haben, ist es unter den Bedingungen globaler politischer Vernetzung unabdingbar, auch kriegsbezogene Diskurse von mittelbar Beteiligten bzw. Betroffenen einzubeziehen und dabei die strukturellen und prozessualen Diskursrelationen zwischen Angreifern, Angegriffenen und Dritten in den Blick zu nehmen.
Forschungsthema „Emotionen in der politischen Rhetorik“
Obwohl Emotionen in der politischen Kommunikation eine wichtige Rolle spielen, haben Politikwissenschaft, Politolinguistik und Frame-Theorie diese Dimension des Politischen lange Zeit vernachlässigt.
Nicht zuletzt aufgrund von Erfahrungen in der Politikberatung habe ich – ausgehend von linguistischen Arbeiten von Fritz Hermanns, Monika Schwarz-Friesel und der psychologischen Emotionsforschung – die emotionale Seite politischer Sprachverwendung seit etwa 2016 zu einem Forschungsschwerpunkt gemacht.
Besonderes Interesse gilt dabei sowohl ´starken` Affekten als auch ´moderaten` und ´schwachen` Emotionen. Dabei werden drei Ziele verfolgt:
Forschungsthema „Verknüpfung von Politikwissenschaft, Politolinguistik und Rhetorik“
In Demokratien wird Politik in Sprache konzipiert und debattiert. Dennoch sind Sprache und Rhetorik für die Politikwissenschaft weitgehend unbetretenes Gelände.
Auch die politikwissenschaftliche Kommunikationsforschung nimmt die sprachliche Verfasstheit von Politik kaum in den Blick. Hier wirkt wissenschaftshistorisch die Herkunft der Politikwissenschaft von der Staats(rechts)lehre und der frühen Soziologie/Volkswirtschaftslehre (u.a. Max Weber) weiter. Dabei waren am Ausgangspunkt wissenschaftlicher Beschäftigung – bei Aristoteles – Politik und Rhetorik untrennbar miteinander verknüpft.
Erst in jüngster Zeit finden mit Diskursanalyse und Framingforschung sprachbezogene Ansätze Beachtung in der Politikwissenschaft. Es geht nun darum, in Verstärkung dieser Tendenz die umfassenderen Konzepte von Sprache und Sprachverwendung, wie sie in der Politolinguistik und in der wissenschaftlichen Rhetorik entwickelt wurden, so mit der Politikwissenschaft zu verknüpfen, dass politische Sprache und politische Rhetorik integrale Bestandteile politikwissenschaftlicher Forschung und Lehre werden.